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Anette Frisch

Baywave, Mount Maunganui

Mein Badegast Leonie, 23, aus Neuseeland hat das Quallenfloating für sich entdeckt



Badegast Leonie sitzt am Beckenrand des 25-Meter-Pools und lacht in die Kamera

"Zurzeit können wir noch ganz normal schwimmen gehen. Das kann sich aber schnell ändern. Gestern ist hier in Neuseeland ein neuer Corona-Fall aufgetaucht.


Wir leben in Mount Maunganui, das Meer liegt quasi vor unserer Haustür. Im Winter gehe ich regelmäßig im Hallenbad schwimmen. Wenn ich dann doch mal im Sommer dort schwimmen gehe, habe ich gleich ein schlechtes Gewissen. Wie kann ich bei so schönem Wetter ins Hallenbad gehen? Das fühlt sich für mich irgendwie künstlich an.


Ins Meer gehe ich allerdings nicht, um Bahnen zu schwimmen. Ich gebe zu, dass ich auch etwas Angst davor habe. Zum Beispiel vor den Strömungen. Die sind unberechenbar und haben die Kraft, dich weit ins Meer hinauszuspülen. Man sagt, dass man sich nicht dagegen wehren soll. Denn dann erschöpft man zu schnell und schafft es gar nicht mehr zurück an den Strand. Das ist erst vor zwei Wochen einem Mädchen passiert. Sie hat sich raustreiben lassen, um dann wieder an Land zu schwimmen. Aber dann tauchte ein Hai auf und hat sie gebissen. Trotz ihrer Rettung ist das Mädchen gestorben. Sie hatte zu viel Blut verloren.



Badegast Leonie geht ins Meer, vor ihr brechen die Wellen

Das Bad, in dem ich schwimme, heißt Baywave. Es ist ein Freizeitbad mit Kinderbecken, Wellenbad und Hot Pools. Im Schwimmerbecken ist nur Bahnenziehen erlaubt. Wenn ich dort ankomme, schaue ich erst einmal, welche Bahn zu mir passt. Das hängt vom Tempo der anderen Schwimmerinnen ab. Hier ist es üblich, nicht einfach dazu zu springen, sondern solange am Beckenrand zu warten, bis eine Schwimmerin anschlägt. Dann frage ich, ob ich dazukommen kann. Das geht natürlich immer. Es ist aber eine Frage der Geste und ich finde das nett. Interressant ist, dass hier in Neuseeland auch im Becken Linksverkehr gilt. Wir schwimmen also auf der linken Seite hin und rechts wieder zurück.


Wenn ich meine Bahnen ziehe folge ich einem festen Ritual. Erst schwimme ich je zwei Bahnen von allem, außer Schmetterling. Also zwei Bahnen Kraul, Brust, Rücken. Dann erhöhe ich die Anzahl um zwei Bahnen. Ich schwimme vier von allem, dann sechs, dann acht, dann zehn und so fort. Wenn ich das Gefühl habe, jetzt reicht's, beginne ich damit, Variationen zu schwimmen. Einfach so, wie ich Lust habe. Und am Schluss mache ich noch ein paar Sprints auf Zeit. Danach beginnt meine stillere Schwimmphase und ich tauche einfach ein paar Bahnen. Unter Wasser ist es so viel ruhiger. Das ist toll. Am Ende kommt etwas, auf das ich mich schon die ganze Zeit freue: Ich mache Quallen-floating. Ich ziehe also meine Badekappe ab, lege ich mich auf den Rücken und bewege meine Arme und Beine so leicht und weich wie ich annehme, dass das die Qualle mit ihren Tentakeln macht. Das sieht von außen betrachtet vielleicht komisch aus, ist aber wunderschön leicht und ziemlich lustig.



Leonie und Azus Schwester lassen sich von den Wellen tragen

Mit sechs Jahren bin ich in den Schwimmverein gekommen. Das Training mochte ich sehr, die Wettkämpfe aber nicht. Ich bin sogar in der Leistungsgruppe gewesen, aber ich glaube heute, das lag daran, dass ich beim Training nie gefehlt habe. Bis ich von Deutschland nach Neuseeland gezogen bin, habe ich viele Sachen nicht gewusst. Zum Beispiel, dass du unter Wellen hindurchtauchen kannst und so viel besser vorankommst, als wenn du dich mit deiner Körperkraft gegen die Wellen stemmst. Oder, welche Lebewesen unter Wasser leben. Meine Freundin Azu und ich schnorcheln häufig, und regelmäßig begegnen wir dabei Stachelrochen.


Nach der Arbeit fahre ich oft an den Strand, und springe einfach ins Meer. Es ist eines der schönsten Gefühle, die ich kenne. Auch, wenn Azu und ich uns mal gestritten haben oder ich schlecht drauf bin, fahre ich einfach ans Meer und springe rein. Danach ist es so, als hätten die Wellen alle Schwere von mir weggespült. Mir geht es sooo gut!



Blick vom Strand hinaus in die Weite des Meeres

Vor kurzem sprach ich jemanden darüber, warum wir schwimmen. Er sagte, dass wir Menschen zum großen Teil aus Wasser bestehen und dass unsere frühste menschliche Erfahrung das Wasser im Mutterleib ist. Ich finde das schlüssig. Ich dachte auch: Viele Leute, die meditieren, machen eine Atemtechnik, die monoton ist. Das ist doch genauso wie das gleichförmige Atmen beim Schwimmen.


Klar, in Neuseeland gibt es viele Surferinnen und Surfer, aber Open Water Swimmer kenne ich nicht. Letztens, als ich im Hallenbad war, war da eine Gruppe von Jungs. Ich hörte wie der eine zum anderen sagte: „Wir können ja ins Meer gehen!“ Und die anderen lachten. Er meinte das ironisch. Die Möglichkeit, im Meer schwimmen zu gehen, war für die Gruppe total abwegig. Ist das nicht verrückt?"



Wo?

Baywave Acquatic & Leisure Center

Corner Girven & Gloucester Road, Mount Maunganui

Website https://taurangapools.co.nz/baywave-tect-aquatic

Und sonst?

Wasserqualität: Sauber

Preis: 8 NZD [rund 4,80 Euro; Stand: 2021]

Geöffnet: Mo-Fr 6.00 - 20.45, Wochenende/Feiertage 7.00 - 19.00

Wow-Effekt: verschiedene Pools unter einem Dach


Wo?

Leonies Lieblingsspot im Südpazifik

Marine Parade Reserve Ecke Tay Street, Mount Maunganui

Location https://bit.ly/37A2UFa

Und sonst?

Wasserqualität: Wunderbar

Preis: for free

Geöffnet: forever

Wow-Effekt: Bay of plenty, Südpazifik

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